Leitbild

1. Das Selbstverständnis des Förderlehrers

Im Rahmen des Bildungsauftrages von Schule, der Unterricht und Erziehung verbindet, sind Förderlehrer an den Schulen gleichwertige Partner und Fachkräfte für individuelle Förder- und Lernprozesse. Sie fördern Schüler ganzheitlich, schwerpunktmäßig in den Fächern Mathematik, Deutsch und Deutsch als Zweitsprache, sowohl integrativ, individuell als auch in Kleingruppen. Darüber hinaus gestalten sie, insbesondere an Ganztagsschulen, das Schulleben mit und leiten Arbeitsgemeinschaften. Ein zeitgemäßes Verständnis von Förderung und Ausbildung beinhaltet eine neue Lern-, Kooperations- und Kommunikationskultur und eine veränderte Sichtweise von Schule und Unterricht.

2. Vermittlung beruflicher Handlungskompetenz

Ziel der Ausbildung ist eine Qualifizierung der Studierenden mit Blick auf ihre späteren Aufgabenfelder. Die Ausbildung gliedert sich in zwei Phasen. Während der ersten drei Jahre am Staatsinstitut erwerben die Studierenden in erster Linie wissenschaftlich- theoretische Grundlagen mit einer ersten praktischen Vernetzung. Die zweite Phase im Studienseminar dient der Vertiefung der praktischen Handlungskompetenz. Für die Förderung in den Kernbereichen Mathematik, Deutsch und Deutsch als Zweitsprache werden fachliche und fachdidaktische Grundlagen auf aktuellem wissenschaftlichen Stand erworben. Die für eine gezielte individuelle Förderung und Erziehung notwendigen erzieherischen und sozial-emotionalen Kompetenzen werden fachlich fundiert und zugleich praxisnah vermittelt. Ein breites Angebot an Wahlfächern und Zusatzqualifikationen ( Lernen lernen, Kommunikationsstrategien, Darstellendes Spiel, Künstlerisches Gestalten, Förderung durch Musik bzw. Sport und Spiel), trägt dem ganzheitlichen Aspekt der Förderung Rechnung. Darüber hinaus kommt der Medienpädagogik eine besondere Bedeutung zu. In mehrwöchigen Praktika können theoretische Inhalte umgesetzt und erprobt werden. Die Betreuungslehrkräfte an den Schulen und die Dozenten des Staatsinstituts unterstützen und beraten gemeinsam die Studierenden. Die Leistungserhebungen sind mit Blick auf die spätere berufliche Tätigkeit kompetenzorientiert. Voraussetzung für die berufliche Handlungskompetenz ist die Entwicklung bzw. die Festigung eines tragfähigen Berufsethos. Förderlehrer erfüllen in ihrem beruflichen Wirken eine Vorbildfunktion. Deshalb sind Offenheit, Interesse, eine optimistische pädagogische Grundhaltung und Einsatzbereitschaft bei den Studierenden zentrale Anliegen der Ausbildung.

3. Lern- und Ausbildungskultur am Staatsinstitut

Die Dozenten des Staatinstituts streben eine erwachsenengerechte Ausbildungskultur an. Zentrales Ziel ist, dass die Studierenden Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess übernehmen und damit aus der klassischen „Schülerrolle“ herauswachsen. Das impliziert eine Lernatmosphäre, die von Transparenz, Mitbestimmung, Wertschätzung, gegenseitigem Respekt und konstruktivem Umgang mit Konflikten geprägt ist. Die Lernprozesse der Studierenden werden durch eine moderne und auf die Bedürfnisse der Ausbildung orientierte Ausstattung unterstützt. Hierzu gehören die Vernetzung aller Seminar- und Übungsräume, eine mit aktueller Fachliteratur ausgestattete Präsenzbibliothek, zwei Ausbildungswerkstätten mit Förder- und Lernmaterialien, moderne AV-, Präsentations- und Visualisierungsmedien und flexible Klassenzimmerausstattungen. Die überschaubare Größe des Staatsinstituts, die ansprechende räumliche Gestaltung, das vertrauensvolle Miteinander von Dozenten und Studierenden, gemeinsame Projekte und Feiern schaffen eine menschlich angenehme und zugleich lernförderliche Arbeitsatmosphäre.

4. Studierendenmitgestaltung

Im Zentrum der Ausbildung stehen die Studierenden, die von den Dozenten gleichermaßen als Adressat und Partner im Lernprozess gesehen werden. Verantwortliches Handeln lässt sich nur durch Formen und Möglichkeiten der Mitsprache und Mitgestaltung anbahnen. Deshalb ist eine echte und gelebte Studierendenmitgestaltung Ausdruck, Voraussetzung und Ziel der Ausbildungskultur am Staatsinstitut. Gewählte Studierendenvertreter werden aktiv und verantwortlich in die Institutsentwicklung einbezogen.

5. Offenheit und Öffnung des Instituts

Offenheit und Öffnung sind zentrale Prinzipien der Ausbildung. Dies spiegelt sich im Ausbildungsbetrieb sowohl in der Einstellung und Auseinandersetzung mit der Sache, als auch in der Organisationsstruktur des Staatsinstituts wider. So haben die Studierenden auch außerhalb der Ausbildungszeiten jederzeit Zugang zu ihren Seminarräumen, den Ausbildungswerkstätten und der Präsenzbibliothek. Zum festen Bestandteil des Institutslebens gehören der Tag der offenen Tür, Bildungsforen, Workshop- und Projekttage sowie eine Vielzahl weiterer Veranstaltungen. Dadurch wird gezielt der Erfahrungs- und Meinungsaustausch mit internen und externen Fachleuten, Einrichtungen und Institutionen gesucht und gepflegt.

6. Kooperationen

Durch verschiedene Kooperationen wird die Ausbildungsqualität gesichert und weiterentwickelt. Dies betrifft die Zusammenarbeit mit Lehrkräften, Fachberatern, Förderlehrkräften und Schulen vor Ort, den Vertretern der ersten, zweiten und dritten Phase der Förderlehrer- bzw. Lehrerausbildung, die ausbildungsorientierte Kooperation mit der Schulaufsicht bzw. Schulberatung sowie mit schulischen und außerschulischen Einrichtungen. Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem zweiten Staatsinstitut in Freising wird hierbei als Grundlage für eine nachhaltige profilbezogene Ausbildung und ein transparentes und einheitliches Erscheinungsbild der Förderlehrerausbildung in der Öffentlichkeit gesehen. Dabei werden standortbezogene und personale Ressourcen genutzt. Durch eine verstärkte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, einen ständig aktualisierten Internetauftritt und eine regelmäßig erscheinende Studierendenzeitung wird das Berufsbild des Förderlehrers einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

7. Dozenten

Auswahlkriterium für die Dozenten am Staatsinstitut ist ihre berufliche Qualifizierung und Eignung. Die Dozenten, die am Staatsinstitut unterrichten, haben sich über mehrere Jahre in der Unterrichtspraxis bewährt und verfügen über zusätzliche wissenschaftliche und/oder andere ausbildungsrelevante Zusatzqualifikationen. Sie identifizieren sich mit den Grundsätzen und dem Selbstverständnis des Staatsinstituts als moderner Ausbildungsstätte und verpflichten sich zur ständigen Innovation und beruflichen Weiterqualifizierung durch Eigenstudium, Fortbildungen, Hospitationen und gegenseitige Kooperationen. Die Dozenten am Staatsinstitut unterstützen sich gegenseitig loyal und ressourcenorientiert. Informationen werden vertraulich behandelt und Beschlüsse der Lehrerkonferenz geschlossen nach außen vertreten. Ihr Verhältnis zu den Studierenden ist geprägt von professioneller Nähe bzw. Distanz. Als besonderer Ansprechpartner für die Studierenden fungiert die gewählte Verbindungslehrkraft.

8. Institutsleitung

Die Institutsleitung verpflichtet sich zur ständigen Sicherung und Weiterentwicklung der Ausbildungsqualität durch regelmäßige interne Evaluation, Personalgespräche und eine sach- und zielorientierte Feedback-Kultur. Sie ist offen für Anregungen der Dozenten und Studierenden und unterstützt diese loyal in ihrer Arbeit. Sie achtet dabei auf die Einhaltung der Ausbildungsstandards und setzt die Kollegen ressourcenorientiert ein. In ihrer Personal-, Organisations- und Ausbildungsentwicklung orientiert sie sich an den Grundsätzen der Lern- und Ausbildungskultur am Staatsinstitut.

Feuerstein / Bayreuth September 2011